Medauroidea Extradentata

 

Die Art mit der ich begonnen habe, weil sie sehr anspruchslos ist und daher auch für Einsteiger sehr gut geeignet. Der Zoohändler, der mir die Tiere besorgt hatte, wurde leider falsch informiert und so gab er mir die Haltungstipps für Carausius Morosus mit auf den Weg. Nicht besonders schlimm, da beide Arten recht ähnlich gehalten werden aber es gab da ein paar Punkte bei denen ich dann merkte, dass da etwas nicht ganz stimmte. Er erklärte mir, dass es nur weibliche Tiere wären und nur alle paar Generationen mal ein Männchen auftreten würde. Stimmt, aber nur für Carausius. Ich bemerkte nämlich, dass ich offensichtlich zwei unterschiedliche Arten beherbergte, eine dünne, kleinere Art und eine große, etwas dickere Art, beide braun. Dank dem Internet und dank Anolis.de fand ich dann nicht nur heraus, wie meine Schützlinge genannt wurden und wo sie herkommen, ich fand auch, zum Erstaunen des Zoohändlers, heraus, dass es sich bei meinen beiden "Arten" schlicht um Männchen und Weibchen handelte. Öööhhhm, äähhm ..ja ... kommt vor.

Ich bin dem Zoohändler bestimmt nicht böse für seine ungewollte, falsche Info. Er sagte mir ja ganz ehrlich, dass er von den Tieren nicht so viel Ahnung hat, er ist Aquarianer, und das ist absolut O.K. Denn lieber gibt man zu, dass man sich nicht auskennt und der Interessent informiert sich dann woanders, als dass einem etwas falsches gesagt wird und man die Tiere womöglich sogar falsch hält.

(s. M. Extradentata / grüne Art)

Anfangs hatte ich meine sechs Tiere in einem 80er Aquarium. Doch obwohl sie sehr viel Platz darin hatten, war es doch nicht das richtige. Durch sie Beleuchtung und der daraus resultierenden Wärme, staute sich nicht nur die Hitze auf über 30°C, sondern viel die Luftfeuchte bis zum Abend auf unter 40% und das ist selbst für solch anspruchslose Arten, wie diese hier zu heiß und zu trocken. So zwischen 40 % und 50% (Hat normale Raumluft üblicherweise!) sollten es schon sein. Bis ich ein besseres Zuhause für meine Schützlinge fand, hab ich sie dann mehrmals täglich besprüht und die Fütterungsklappen der Aquarienabdeckung durch mit Gaze bespannte Rähmchen ersetzt. So konnte die Hitze entweichen und ich wenigstens um 25°C und etwa 60% Luftfeuchte erreichen. Ich bin dann recht schnell dazu über gegangen, mein 60er Aquarium hochkant zu stellen und mit einer Tür zu versehen (s. Foto). Statt der Fliegengaze, die im zweiten Bild unten an der Tür sichtbar, ziemlich lieblos herumhänget, habe ich mittlerweile ein Lochblech zur Belüftung eingesetzt. Das verleiht der Tür auch eine gewisse Stabilität, denn durch das Glas an der Tür ist sie schon recht schwer.

      

P.S.: Meine Tochter kam da natürlich wieder raus. Sie hat beim Reinigen "geholfen".

 

Da haben sich meine Schrecken dann wohl gefühlt. Mittlerweile beherberge ich darin Heteropteryx dilatata, weil es wunderbar die Feuchte hält, fast konstant 80%; den ganzen Tag über. 

Gefüttert hatte ich meine Stabschrecken mit allem, was sie als Futter haben durften, bis ich feststellen musste, dass meine Damen und Herrn sehr wählerisch in ihrem Futter waren, denn sie fraßen nur die Brombeere, in ganz seltenen Ausnahmefällen noch Himbeere. Anspruchslos? Das ist nicht lache ... verwöhnt!!! Ältere Tiere lassen sich fast gar nicht mehr an anderes Futter gewöhnen. Die Jungtiere hingegen, auch die, welche von meinen verwöhnten Rackern stammen, fressen mittlerweile so gut wie alles.

Als ich die Tiere Mitte März bekam standen bis auf ein Männchen alle vor der Imagohäutung. Ich staunte nicht schlecht, als meine Schützlinge eines Morgens plötzlich wieder alle Beine hatten. Dass die sich nämlich regenerieren können hatte mir bis dahin keiner gesagt. Normalerweise wird ein abgeworfenes Bein nach zwei Häutungen wieder vollständig, jedoch deutlich kleiner bzw. kürzer, erneuert. Nach der ersten Häutung entsteht zunächst eine aufgerollte Extremitätenknospe, erst nach einer weiteren wird das Bein wieder ersetzt. Wenn der Beinabwurf aber kurz vor einer Häutung stattfand dauert es meist drei Häutungen, bis da wieder, wenn überhaupt ein Bein wächst. Bei mir gibt es nämlich Tiere, die trotz genügender Häutungen in Aussicht keine Gliedmaßen mehr nachbildeten. Die Regeneration der Gliedmaßen gilt meines Wissens übrigens für alle Phasmiden. Fehlt von einem Bein allerdings nur ein Teil, z. B.: die Krallen, so werden sie nicht wieder nachgebildet und fehlen für immer. Ein Phänomen, welches mir als erstes bei meinen ET's auffiel.

Meine beiden Damen begannen ca. drei Wochen nach der letzten Häutung mit der Eiablage. Mittlerweile, fast vier Monate später, merkt man sehr deutlich, dass sie ins Rentenalter kommen. Die Zahl der Eier nimmt jetzt immer weiter ab, auch wenn sich die Männchen immer noch mit den Weibchen paaren.

Ich denke, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis das erste Männchen an Altersschwäche stirbt, denn die haben normalerweise eine geringere Lebenserwartung als die Weibchen.

 

Anmerkung:

Jetzt fast genau ein Jahr später kann ich sagen, dass alle Männchen meine Weibchen überlebt hatten und das um fast drei Monate. Die beiden Folgegenerationen sterben bereits an Altersschwäche und die ersten Jungtiere von den letzten Eiern schlüpfen schon wieder. Einfacher kann eine Zucht wirklich nicht laufen. Diese hohe und vor allem schnelle Vermehrungsrate hat diesen Stabschrecken den Beinamen "Pestart" eingebracht ... doch sind sie nicht die Einzigen, die diesen unrühmlichen Namen tragen, es gibt noch einige mehr.

Die Zucht dieser Art

 

zurück