Kinder und meine Krabbler

"Vom Iiihhh, Bäh und Brrr!"

 

Kaum ein Kind ist heute noch völlig unvoreingenommen einem Insekt oder schlicht einem Krabbeltier gegenüber. Meist schon fürchten oder ekeln sich die Kleinsten vor einem einfachen Käferchen oder einem Spinnchen und leider sind da meist die Eltern selbst schuld dran. Genau das erlebe ich fast täglich. "Greif das nicht an, das ist Bäh!" "Igitt, Jan, lässt du den Käfer liegen!" "Bringst Du die eklige Raupe wieder weg!" Es ist schade, wenn man Kindern solche Worte sagt und ihr Verständnis für die Natur, ihre Neugierde, damit verfälscht bzw. unterbindet.

 

Nur mal eine Geschichte, die mir da immer noch im Gedächtnis ist:

Ich saß bei einer Bekannten auf der Terrasse und unterhielt mich mit ihr, als plötzlich ihr Sohnemann, damals gerade drei, auf uns zu rannte und meinte: "Mama da sitzt ein Ihh!" Er zeigte auf die Hauswand, außen wohlgemerkt! Ja und da saß eine kleine Hauswinkelspinne. Sie war wirklich noch sehr klein, ca. 2cm mit Beinen. Meine Bekannte sprang sofort auf und wollte die Spinne mit dem Hauschuh erschlagen. Das wollte ich aber nicht und bin regelrecht hinterher gehechtet, mit den Worten: "Lässt Du die Spinne leben, die ist doch nützlich!" Dann bin ich an ihr vorbei und hab das Tierchen gefangen ... natürlich mit der bloßen Hand (Ein bisschen musste ich die Mutter ja schocken, hihi!). Dann hab ich sie dem Sohnemann mal genau gezeigt ...während seine Mutter sich, voll gespieltem Ekel fast windend, im Gartenstuhl verschanzte. Der Kleine war recht angetan und verstand schnell, dass so ein kleines Tierchen nicht schlimm oder gefährlich und schon gar nicht eklig ist. Ich ließ sie langsam über meine Hand krabbeln und erzählte ihm ein paar Sachen, die er schon verstehen konnte, zu der Spinne. Ja er war vorsichtig und das ist OK aber er hat nicht mehr so übertrieben reagiert, wie seine Mutter. Als ich dann fertig war, haben wir zusammen eine Stelle im Gras gesucht, wo wir sie dann wieder frei ließen. Selbst heute noch hat er vor Spinnen weit weniger Angst, als seine Mutter. Vorsichtig - na ja, eigentlich eher etwas misstrauisch - ist er aber trotzdem noch.

 

Meine Freundin und ich haben in jungen Jahren gläserweise Spinnen gefangen (Je größer, desto besser). Wir haben Tausendfüßer und Käfer beobachtet, Raupen gesammelt und so ziemlich alles was da kreucht und fleucht, auch mal Frösche, Schlangen (Blindschleichen) oder Regenwürmer mitgenommen und unsere Eltern angefleht, dass wir sie doch behalten dürfen. Abgesehen von der Schlangenangst meiner Mutter, bekamen wir meist nur ein Lächeln und dann ein, "Nee, die gehören in Freiheit! Lasst sie bitte wieder frei! Das sind keine Haustiere." So und damit war es gegessen, da kam kein Iiihh und Igitt. Ich bekam von meinen Eltern vermittelt: "Die Tiere sind interessant aber ich mag sie nicht anfassen. Wenn Du das tust ist das aber OK." Außer wenn ich eine Schlange angefasst hatte und meine Mutter bekam es mit, da musste ich zu Omi nebenan und Händewaschen, vorher durfte ich nicht ins Haus. Aber OK, das ist eine wirkliche Phobie und von daher völlig in Ordnung.

Als ich selbst ein Kind bekam habe ich mir geschworen, dass ich meinem Kind keinen Ekel anerziehe und ich habe es auch geschafft. Lea sieht es als völlig selbstverständlich an, eine Spinne auf der Hand zu halten. Sie bückt sich nach jeden Käfer und findet sogar Wanzen goldig ... na ja und die, eigentlich nur die Stinkwanzen, mag ich nun gar nicht. Aber OK wenn sie die nett findet ... Für sie ist es auch kein Problem eines meiner Hautiere zu halten und ich musste aufpassen, dass sie die Finger nicht zu Tay, meiner Heteropteryx - Dame, ins Terrarium streckte, denn die hätte sich schmerzhaft über die Störung beschwert. Gut da erkannte sie die Gefahr noch nicht. Heute hat sie den nötigen Respekt. Als die kleine dann in den Kindergarten kam und damit auch des öfteren Besuch zu uns kam, wurde sehr schnell klar, dass Kinder völlig fasziniert von so großen Insekten sind. Interesse besteht von Anfang an und nach einer Weile werden sie auch mutiger und berühren mal eine Stabschrecke oder halten sie sogar auf der Hand. Schade ist nur wie ängstlich sie dem Tier anfänglich begegnen. Es ist nur ein harmloses Lebewesen und ein interessantes noch dazu. Doch sie fürchten und ekeln sich sogar davor. 

Um den Kindern wieder einen normalen Umgang mit den Tiere zu schulen ist es daher auch notwendig die Eltern etwas zu desensibilisieren. Ich versuche immer Eltern, Erzieher und auch Lehrer mit den Tieren zu konfrontieren, wenn ich eine Einrichtung besuche. Ich möchte ihnen vor Augen halten wie viel Naturverständnis sie mit ihrem Verhalten zerstören. Wie soll man einen Käfer respektieren, wenn man ihn eklig findet und darum lieber zertritt? Das geht nicht! Man könnte fast sagen: "Ich habe eine Aufgabe!" Vielmehr aber ist es eine Verpflichtung, aus Respekt der Natur und ihren Kreaturen gegenüber. Ich hab die Ausbildung um das ganze Kindgerecht zu verpacken und darum stelle ich meine krabbelnde Horde gerne in verschiedenen Einrichtungen vor. Interessantes gibt es bei jedem meiner Tiere zu sagen. Gesundheitspolizei, Waldarbeiter oder Tarnkünstler, von jedem ist etwas dabei und jede Geschichte ist spannend!

 

 

Nachfolgend nun ein paar Bilder. Noch sind alle mit meiner kleinen Tochter aber von den Einrichtungen folgen auch noch welche, sobald ich welche hab. Bisher waren es immer nur Kurzbesuche und da hatte ich die Camera nicht dabei.

 

  

Diese Käferchen hier sind wohl jedes Jahr hoch interessant. Sie findet sie auch immer wieder und hebt sie auf. Auf den ersten beiden Bildern, war die Kleine erst zwei Jahre auf denen darunter drei.

    

Unbefangenheit ist manchmal ein Segen, denn die Käfer sind nichts anderes als Mistkäfer.

 

Schmetterlinge mag fast jeder, genau wie Marienkäfer. Dass aber Marienkäfer ganz normale Käferchen sind und dass gerade aus ekligen Raupen auch wunderschöne Schmetterlinge werden können, vergisst man oft dabei.

 

        

Diese Fotos haben ich hintereinander aufgenommen, ohne meine Kleine zu unterbrechen. Völlig selbstvergessen spielt sie hier mit meinem größten Tausendfüßerweibchen und dass die Tausidame ganz entspannt ist, sieht man daran, dass sie sich nicht zusammenrollt. Nun sind die Tiere kein Spielzeug aber es ist wohl nichts dagegen zu sagen, wenn sie mal eines über die Hand oder durchs Spielzeug klettern lässt. So vorsichtig wie die Kleine auch damit umgeht, kann ich ihr da voll vertrauen. Unbeaufsichtigt lasse ich sie dennoch nicht, ist logisch!

 

 

Flugstunde bei den Müllers. Lea lässt die Schrecken steigen. Hier links eine Sipyloidea sipylus kurz vor dem Abheben.

  

Das Tier auf dem rechten Bild ist Tim, also der Mann meiner großen Heteropteryx-Dame Tay. Angst hat sie keine vor dem Tier, obwohl Tim doch schon mit Vorsicht zu genießen ist.

 

Das Tausendfüßerbaby ist ein Weibchen und gehört meiner Tochter. Natürlich hat es auch einen Namen, es heißt ... klar ... LEA!
Sie ist wirklich äußerst vorsichtig im Umgang mit den Tieren und ich wundere mich darüber immer wieder. Aber warum sollte es auch anders sein, sie sieht es ja nicht anders.

 

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